202, Begriffe und Schnitte

Begriffe fungieren wie Schnittmuster eines Kleidungsstücks – gleichgültig, wer sie wie und wo anzieht. Sie stehen dafür ein, dass die frische Wahrnehmung in Begriffe schlüpfen kann, hinter ihnen hergeht. Sie stellen für die Erfahrungen die notdürftigen ersten Kleider bereit. Durch die Grobheit, den Umrisscharakter der schon gebannten sprachlichen Begriffe – Schnittmuster – verflüchtigt sich die eingepasste Erfahrung im sprachlichen Muster vorgewebter Grammatik. Die durch Begriffe der Sprache manifest gezurrten Wahrnehmungen, saugen die wahrgenommen Gegenstände in die Sprache aus. Das Lebendige ist ihr Blut, sie entleert das Wahrgenommene in ihre Begriffe, sie bleiben übrig. Die Sprache ist zuerst eine Hülle. Sie ist das, was bleibt.

 

 

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