237, Kommunikation und Redundanz

Ein Anker der Kommunikation – wie deren technischen Reproduktion – ist deren Redundanz. Kommunikation etabliert sich als Kommuniziertes. Kommunikationsmittel zirkulieren in sich wiederholenden und feststehenden (Bild)Kontexten. Die Reproduktionsmedien (Print, Internet, TV) sind der Stoff einer wuchernden, intrinsischen Zitatmaschine (alles kann aufeinander in Bezug gesetzt werden). Die Fangemeinde wird stetig größer, trotz bescheidenem Input erklimmt der soziale Kontext einer niederschwelligen Information große Reichweiten. Daraus ergibt sich nicht nur eine Wiederholbarkeit von ungefähren, beliebigen Inhalten, sondern auch die Bedienung und Bedingung ähnlicher kommunikativer Strukturen. In der Erstarrung formaler Mittel – z. B. der Manierismus von Katzenvideos – ist deren Selbstzweck zu erkennen: fishing for compliments. Das Medium akkumuliert den Profit – nicht die Information, solang wir es be-dienen. Die Information wird – für das Medium – kreiert.

Es geht nicht darum, dass Inhalte (als Differenz von Informationen zu Informationen) ankommen, sondern darum, dass jeweilige Inhalte (Informationen als Differenz gegen andere Informationen) massenhaft geteilt, wahrgenommen, angenommen werden. Die popularisierte Masse an informierten Konsumenten akkumuliert die Relevanz von Information. Das, was alle als geteilte Information wissen können, bestimmt, was wissenswert = populär ist. Medienmacht = Macht über selektiertes Wissen. Etwas zu wissen, macht nichts. Redundanz ist nicht ein Unfall der Kommunikation, sondern ihr Kern. Noch die Katastrophe selbst wird in sozialen Medienkanälen bis zur Pixelweißglut wiederholt. Die mediale Reproduktion setzt allgemein verbindliche Schemata von Wahrnehmungsgewohnheiten durch. Die Verbindlichkeit meint hier nur, dass die medial inspirerten Konsumenten in ihrer medialen Verbindung mit der beschriebenen Katastrophe bleiben sollen. Jede eigenwillige, jede besondere Begebenheit, ein Singuläres wird – wenn es sich in die mediale Öffentlichkeit übergibt – in die Allgemeinheit der technisch reproduzierbaren Information als kommunikabeles ins social network getrieben und durch dessen medialen Transportkanäle bzw. Schnittstellen geschliffen.