182, Malen

Ungestüm im Malen. Raubtier der Sinne. Die Durchlöcherung des Auges durch Farbe als Eingang in dich selbst. Die Kunst. Den Schrecken Mensch zu ästhetisieren. Ja, aber die Kunst ist keine Bonbonschreiende Anstalt.1Mario Merz, in: Sofort will ich ein Buch machen, Verlag Sauerländer, Seite 43: „Die Materie ist bezifferbar, sagt die Kultur. Die Materie ist für uns arme Kerle, die wir dazu bestimmt sind, uns vom Kapital den Schliff geben zu lassen, einzig und allein die Folklore. Dies ist die Erfahrung des neapolitanischen Volkes in den Zeiten der Conzoni, dies ist die Erfahrung der durch die Kunst irritierten Massen, in ihrer Enttäuschung über die folkloristischen Aspekte, mit denen die Kunst sich besudelt. Was für eine andere Folklore könnte man machen, die sich von der Subkultur unterscheidet? Bedroht die Subkultur echt das aseptische Ambiente der Kultur oder vegetiert sie selbst wie Miefschimmel im Schatten der großen Produktions- und Konsumeinrich-tungen? Die Subkultur ist verseuchter Schimmel, so wie es der rückschrittlichste Aspekt der Ferien ist, sich auf die leichteste Art zu amüsieren, ohne der Entwicklung der bürgerlichen und bombenlüsternen Demokratie in die Quere zu kommen, Kunst ist in dieser Demokratie das grimmigste Verhalten, vor allem wenn sie mit Todesverachtung die häßlichen Einschränkungen unseres täglichen Lebens angreift.“

 

 

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