61, Menschen zeigen und sehen – Exhibition

Die menschliche Exhibition als Lust, den verwalteten, gezügelten Körper zu zeigen: in seinen sinnlichsten Formen. Wild, lebendig der Poesie von Mikroben, Follikeln, Blut und Dendriten zugeneigt, werden die Rasierklingen oder Farbtuben gezückt, die Hemden und Hosen freizügig weggeschmissen. Der gesellschaftliche, soziale Apparat – nicht nur die Systemtheorie – drängt den sich Ausstellenden zum Beobachten seiner selbst, zu einer von ihm entfernteren, ihm fremden, nicht immanenten Beobachterposition.
Guck dich doch mal an, wie du wieder aussiehst. Aber ich will doch nur, dass ihr mich seht!
Das bürgerliche Künstlersubjekt, Ha-und-Em-Produkt, das Primarkt-Individuum will sich weniger sehen, sondern zeigen – gesehen werden! Es verzichtet in seinen Ex-Positionen auf sich selbst, denn es sieht sich im Spiegel nicht selbst, eher als Schaufenster, mehr noch als Referenz von sich an der man sich bedienen oder ergötzen kann.

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self II,  2007, © Hans Georg Köhler

 

Das Spiegelbild stellt sich aus, um in ästhetischer Form für sich zu werben, ja, sich als Individuum zu bewerben: Aufmerksamkeit für den neuen Satus zu erzeugen. Stets einfach nur: wahrgenommen-werden-wollen. Ein Schrei nach sich selbst, doch die anderen müssen es wollen können hören und sehen, sonst kommt im Sich kein Ich zustande. Das entäußert Gezeigte dient einem diffusen Möglichkeitssinn. Ich kann heute dieser, morgen diese sein; es kann dies oder jenes bedeuten (Kunst). Das Sich-Ausstellen, als ein Sich-Übergeben: als schöner Moment oder Ekel der Wahrnehmung anderer anderen zu Füßen. Eine Bewegung zum menschlichen Antlitz: Ich zeige mich euch als Mensch, wohl oder übel, seht ihr? Es ist wie ein Sich-gewahr-werden durch das Gewähren des Sich-Zeigens und: des Sich-Sehens durch die Augen anderer. Was für ein Risiko – von den Augen anderer durchlächelt zu werden. Wahrgenommen-werden-wollen als Schwachstelle – man überführt sich selbst.

 

 

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