8, infinity

Es ist kaum möglich, die vielfältigen Phänomene zu fassen, die im Kontext der Herstellung und Perzeption von Kunst stehen – all jene simultan auf das künstlerische Subjekt hier und jetzt und immerfort einstürzenden Kräfte und Ereignisse –, wenn ich weder auf die dem Subjekt äußerlich übergossenen Beschreibungen, wo es systemisch erfasst wird, noch auf seine selbstverfasste Inner­lichkeit vertrauen will. Meine Intention ist, ein Netz aus theoretischen Punkten, Kontexten und meinem gedanklichen Stoff zu knüpfen, auf dem ich mich zum darin eingesponnenen Phänomen artifizieller Präsenz zu bewegen kann: Aus mir heraus will ich mich beschreiben, darstellen, be­obachten: Autopoiesis. Die theoretischen Fundstücke und die an mir selbst beobachteten Verhaltensweisen der Beobachtung sollen Zwiegespräch führen. Es ist der unmögliche Versuch, aus eigener Brust unter Beachtung kontextueller Formalitäten meine Zerwürfnisse und Bedürfnisse darzustellen. Dieser Vorgang der Selbstbeobachtung wird als Beobachtung der Beobachtung des Beobachters vor allem in den systemtheoretischen Schriften von Niklas Luhmann beschrieben: als Beobachtung selbstreferentieller Systeme.1Siehe Niklas Luhmann, in: Soziale Systeme, Seite 0-70 und in: Schriften zur Kunst und LiteraturIch führe mich als Subjekt in das System ein und quetsche mich aus. Denn: „Auch wer davon überzeugt ist, sich selbst zu verwirklichen, ist nur Teil des Systems.“2Leyla Sophie Gleissner bespricht in: Philosophie Magazin Nr. 05 / 2008, Max Horkheimers Schrift “Bedrohung der Freiheit“ in: Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, hrsg. von Alfred Schmidt, Fischer, 1985Aus der seidig fein umsponnenen Larve entschlüpft das Künstlerdasein als Lebensaneignung. Das humane Verlangen nach selbst-bestimmbarem Leben entspringt aus der Antizipation des befürchteten gesellschaftlichen Vernutzungsprozesses. Diese Paranoia bedingt die Utopie der künstlerischen Vereinzelung – das hat mit aufgeblasener Selbstverwirklichung nichts zu tun: Erwartungen werden in Formen ästhetisiert, aber sie versprechen nichts und werden auch nicht eingehalten – doch sind sie Anlaß, oder Rechtfertigung, stets neu sinnliche Bedürfnisse zu formulieren.
Ich stehe unten, vor den Wachtürmen der Rezeption und schmeiße meine langen Zöpfe hoch: Bilder, Ideen, Texte. Jeder Wurf zählt. Denn ich will nichts unversucht lassen, dass Betrachten, das Blicke-Werfen selbst zur eigenen Oberfläche zu führen. Es ist meine fixe Idee, die rezeptiven Kontexte mit meinem intrinsischen Blick eigener Kunstproduktion zu konfrontieren und zu einer künstlerischen Form zu entwickeln.
Aber, von dem ich erzähle, den gibt es nicht. Durch das Erzählen verschwindet

er
entkommt mir nicht,
denn ich bin,
was übrig bleibt:
Buchstabenhaufen,
ungeordnet