Eingang

Das ganze Ich ein Trümmerfeld. Der Angriff läuft noch. Überall Angebote. Beschuss zu jeder Zeit – gespalten durch sie. Eingetaktet in Sekunden, von Augen getroffen: Welt! Erbrochen von mir, von meiner Mahlzeit verschlungen. Vita. So viele Essensreste, zusammengeklaubt von Tellern, deren Wäscher Millio­näre wurden: Im Film. Berstende Leere mit lauten Schaufenstern umstellt, hinter Panzerglas mit Buntheit getarnt, in Blindheit erstickt. Nun ist da ein Rest. Ins Hirn gepresst, durch Wunden zu Windungen gedrängt: Ist Projektil ist Schuß und Ziel – und trifft – zwischen mir und mir eine Entscheidung, einen Spalt. Schneidet mich in meinen Körper. Einen Augenblick, eine Nacht voller Gläser, Stunden klar, die schnell vorbei, weiß wie Haut wie Schnee waren. Ich habe mich ausgeraubt und laufe schreiend meiner Beute hinterher: Ich Ich Ich. Ein Traum. Für diesen Vorgang einer hier: Meiner.

Ich gehöre nirgendwo hin, bin nirgends zu Hause, finde keinen Ort, denn dort ist es dunkel und ich sehe nichts, keinen Kausalzusammenhang. Alle Wege irren und kratzen Löcher schwarz in meine Blicke. Ich weiß nicht, was in mir kommen wird, ­­wer ist da? Denn ich bin blind, ein Fremder. Mit Augen ohne Welt, Fluchtpunkt ausgebrannt, weil ich meine Perspektive raus­riss und einem Dritten gab. Eins zwei drei. Ihm kann ich lauschen und folgen, anstatt mich selbst zu verhören. Mein Spiegel mein Bruder bitte sprich! Ich weiß, was hinter mir liegt. Netze und Gestricke. Gefangen oder rein gefallen. Nicht ohne Aussicht. Ja – ich kann rufen oder singen, damit ich es selbst höre: Was für Töne, welche Worte, was für ein tiefer Schacht ein Spalt in mir: Hier muß das Ich sein, das mich zwängt, in das ich mich zwänge. Ohne Brücke, zwischen Unten und Oben arbeiten und aufhören, will ich dort sein – laut, mit Blicken, geballten Muskeln Fingern Fäusten auf Tastaturen und nichts weiter außer Schrei: Jetzt los!

Tabula rasa.

Brauch ich Hilfe? Kann ich etwas für Sie tun? Krieche ich zu mir oder springe heraus? Ein Alien schleimig grau, fliegt die Säure – oh Gott, das bin ich! – auf mich zu. Laufe ich durch die Nacht oder weg, um mich zu versuchen? In den Schatten, in den Objekten, die ich aussauge bevor sie mich anfressen und liegen lassen: als Subjekt. Gefangen im Körper, im eigenen Leib ausgewachsen und ausgetrieben, stoß ich an Haut, Mund und Augen, die mir ähnlich sehen – nur im Spiegel einsichtig und einver­standen. Narziß. Gehört mein Gesicht zu meiner Persönlichkeit? Ein Geäst der Zeiger Tage und wasgehtesdichan wie Beton. Mit mir muß ich gehen liegen lieben. Es war schwer in diesen emp­findlichen Körper, wunden Käfig rein zu kommen und dauert: Millionen Jahre + Evolution. Jetzt verläßt er mich. Don’t leaf me! Ich geh schon, nicht geduldet Exkrement, und schlüpfe durch meine Nase. Auf dem Weg zu mir – mit mir geht nicht – schärf ich mein Schwert an meinen Wunden. Was bin ich außer, was durch die Fenster kommt. Überall Spiegel und keine Gewissheit. Ein Ozean aus Irrtümern und Narben. Warum sollen meine Wunden mit mir zu­sammen leben? Ich reiße sie von innen auf, trinke den Eiter, spalte das Fett, lege sie trocken und näh sie zu! So strick ich die Treffer zur neuen Rüstung.
Denn zwischen dem Wind und mir ist alles gesagt. Ich brauch keine Segel mehr, die Worte zu fan­gen, mein Schiff zu treiben. Gefüllt mit nichts als mir, voller Fragen, bin ich die Bremsspur meiner Achterbahn aus Gedärm Liebe und Zeit. Einen Körper zu haben, ist eine harte Sache, wenn einem die Zähne ausgehen. Ich mach es mir so angenehm wie möglich, hoffnungslos zu sein. Ja – und ohne Verzweiflung.
Vorher will ich mein lädiertes Selbst zwischen meine Häute quetschen, mich drehen bis der Saft kommt. Am Strick unterm Gebälk will ich es sehen. Ohne Bekenntnisse, Versicherungen und mit keiner Police zur Anerkennung im Briefkasten.
Das Selbst
ist das,
was es mit mir macht
mein Gegner.
Komm raus!
Ich muß dich sehen! – Ahhh: Was ich aus mir sauge, ist mein ungezogener Knecht und widerwärtiger Herr ist mein Aufstand Gefängnis mein Verrat. Reingewürgt ins Ich. Ist es das, was mich verstopft hat? Oder die kapitale Ordnung? Dicht wie Stein. Ja, genau hier, muß ich anfangen… und schlage den Meißel mich heraus, rein in die Höhle. Umnachtet, blind, ein Maulwurf, geblendet vom Tages­licht, suche ich die vollen Gänge und mach sie leer. Was für ein Unrat. Jede Kapillare ein Versteck. Irgendwann ist nichts mehr drin oder noch zu holen. Klar wie Glas, innen wie außen nichts zu sehen, gebrechlich durchsichtig, und dürste nach Wasser für die Blumen, die von dir oh Geliebte kommen.
Jetzt kann ich Gestalten erkennen. Hände und Gesichter, fremde Körper. Sie überholen mich, tanzen an der Wand. Wo kommen sie her? Von draußen? Nein: Hier gibt es ein Licht, was Schatten wirft. Es sind meine Schatten. Die Wand ist meine Haut. Ich schmiege mich eng an sie, bis die Schatten verschwinden. Hallo Du – Wer bin ich bin niemand. Endlich, haben wir uns gefunden! Ich liebe Dich.