185, Gefangen im Netz
Die Empirie, mehr und mehr im social-medialen Netz vollzogen – wirklich scheint, was live gesendet wird, ist zunehmend mit ungeahnten Schnittstellen gepflastert, mit algorithmischen Masken – Persona – gekoppelt, übersät, die auf das Konsumpotential der hinterlassenen Userdaten abgerichtet sind.1„Die Wirklichkeit wird selbst informations- und datenförmig. Sie wird informatisiert und datafiziert.“ Byung-Chul Han, in: Krise der Narration, Matthes & Seitz Berlin 2023, Seite 22 Die medialen Portale arbeiten im Backend an der personalisierten Aufklärung: Nicht, was das Subjekt mittels seiner Sinne erleuchten kann, ist Ziel, sondern jetzt, wie es durch das erfasste Sehen gelenkt, über sich selbst aufgeklärt werden kann. Statt Aufklärung eher Durchleuchtung als Erfassung des Subjekts. Es wird an der Aufklärung des fragenden Subjekts im Sinne der Ermittlung seiner Fragen gearbeitet – noch bevor sie sich ihm selbst stellen, bevor es sich selbst fragt, welches Produkt es eventuell kaufen will. Die Funktionalismen der naturwissenschaftlichen Verwaltungsakte, glatt aufgehend wie Kaufmanns Rechnung, sind der Leitfaden nicht nur für die Ermittlung des fragenden Subjekts, sondern sie bilden für das algorithmisch erfasste Subjekt – wenn es die einschlägigen Kommunikationsmedien nutzt – zugleich seine täglichen Entscheidungsdifferenzen gegen dessen Erfassung ab. Wie kann es sich zwischen Aufmerksamkeitsbegehren (indem es die ihn erfassenden Medien nutzt) und Unabhängigkeit (ohne deren narzisstischen Gebrauch) in den sozialen Medien bewegen, positionieren?