11, Perspektive

1Architektonische Vedute, (wahrscheinlich:)Francesco die Giorgio Martini (1439-1502), 131 x 233 cm,

Die Entdeckung der geometrischen Anwendung der Zentralperspek­tive in der Renaissance findet in der Fotografie der Gleise, die in der geometrischen Flucht auf das Eingangstor von Auschwitz führen, eine barbarische Entsprechung.

Die in den Bildkörper zeichnerisch hinein getriebenen Linien werden zur Landkarte der Eroberung. Kunstwerke sind Eroberungszüge. Die Linien sind ein Gleichnis des kolonialistischen Vollzugs, der Warenströme in noch unbesetzte Ländereien einschneidet und weiter treibt. Die Menschen, Produkte, Ideen, Landschaften werden – wie im perspektivisch organisierten Bildkörper schon angewendet – einer die Natur unterwerfenden, erobernden Geometrie ausgesetzt. Dem Fluchtpunkt wird das Wahrgenommene untergeordnet. Im Vordergrund steht Zweckbestimmung und nicht Raumerfahrung. Rampe Endstation.

2Autobahnbau-A38 bei Rötha, 2006, Foto: Karl Weise

 

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