23, speziell – Kunst

Es gehört zu den Schwierigkeiten im künstlerischen Prozess, dass mit zunehmender Tiefenforschung, Abstrahierung der Formen, Verfremdung des Materials der ehemals gewohnte Verweis auf ein Phänomen, einen Satz, eine Abbildung etc. zugunsten neu zu entdeckender Formen vernachlässigt wird, oder gar aufgelöst erscheint. Die ästhetische Präsenz einer Darmschleife, eines Leberlappens, der noch frisch rötlichen Aorta auf dem Seziertisch der veterinärmedizinischen Abteilung oder dem an technischer Kälte nicht zu überbietenden Stahlblech im Schlachthaus lebt vom aufgelösten Organismus/ Zusammenhang, denn das Tier als Untersuchungsgegenstand ist in vereinbarte organische Strukturen zerlegt worden: Herz, Lunge, Niere, Magen, Darm etc.

 

Die Flügel der Fliege sind nicht herausgeschnitten, um zu verstehen, sondern nur, um ihren schönen Glanz zu zeigen. Stell dir vor, ein Arm wird von deinem Körper getrennt, weil er so wohlgeformt ist.
Die ästhetisch anmutende Außenhaut der Form schiebt sich in der Kunst über die funktionelle Form des organischen Innenlebens. Die Funktion hat sich ganz in die Form zurückgezogen. Die Abbildung ist Bild geworden.

Wenn wir malen, werden die herausgerissenen Teile eines Ganzen wieder zu Formen eines anderen.