186, Kunstbetrachtung: Vereinzelung und Mut

Die Vereinzelung des wahrnehmenden Körpers vor einem Kunstwerk als Etablierung wie Emanzipierung des Beobachteten durch den Beobachter und des Beobachters durch das Beobachtete.

Der Isolationsprozess im Kunstgenuss, das Eintauchen in die einsame Beobachtung, in die sich abgrenzende, also individualisierende Erfahrung, die Spaltung vom alltäglichen Umfeld, die geglückte Vereinzelung des Betrachters als humaner Würgegriff der Konfrontation mit sich selbst vor einem Kunstwerk. Eine äonische Fest-ung. Die Fixierung des Schönen ist evolutionär erotisch und kocht die Hormone: Das Schöne ist das Massekabel für den ästhetischen Ladeprozess. Die erkannte Enttäuschung, mit dem bisherigen Haushalt des Beschreibungsreservoirs nicht auszureichen als Isolation im erblickten Feld des Schönen gefasst, soll nicht überwunden werden – da klebt das Auge dran – sie soll bleiben, dass der Mensch sich menschlich aussetzt. Der beobachtende Mensch verhilft sich mit einem neu organisierten Beschreibungsprozess zu sprachlichem Ausdruck, d. h. er schafft mit seinem suchenden Sprachspiel neue Möglichkeiten, Erfahrungen zu generieren, sein Sprache, folglich sein Sinnfeld auszuweiden. Der wiedererwachte menschliche Sinn im Sich-Ausliefern an ungeübte ästhetische Formen als heilende wie widerständige Norm für die Sinnlichkeit der Gegenstände, als Gegenstandssinn, für den Sinn gegenüber der Frau, dem Mann, dem Menschen, dem Gegenstand, der das menschliche Verhältnis zu ihm und uns bestimmt.

 

 

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