169, Plan haben und warten können

Sklave Termin

Bevor meine Erwartungen – an meine Karriere, mein Leben, meinen Plan – enttäuscht werden können und ich mich der Drohung der Nichterfüllung aussetze, orientiere ich mich auf ratifizierbare Möglichkeiten. Das ist der Versuch, dem Enttäuschtwerden – die Täuschung hatte nicht hinweg geholfen – durch Einverständnis zuvorzukommen. Ein Enttäuschungsprogramm: Man ent-täuscht sich selbst, will an die Unmöglichkeit der eigenen Wünsche, Ideen glauben, um einer selbstgewählten Vorstellung auszuweichen. Aus dem Zweifel an Erfüllung wird die Angst vor Erfüllung. Der Tausch der Interessen wird als Bestätigung der Täuschung dargestellt. Man ent-täuscht sich, bevor man enttäuscht werden kann. Die Lebens-Praxis holt diesen eigenmächtigen wie ängstlichen Plan des Vorhersehens von ungemütlichen Möglichkeiten wieder ein. Das Einverständnis mit dem geahnten Zustandekommen der Enttäuschung als Pessimismus ist hier nicht Weise, sondern Versicherungsschutz gegen die gefürchtete Veränderung des eigenen Plans. Dieser Pessimismus, der die Welt da draußen der Hoffnungslosigkeit übergibt und das eigene Agieren untersagt wird mit einer Ab-Geschlossenheit zu sich selbst beglichen. Das Leben in der gesellschaftlichen Einordnung bedeutet dann ein Enttäuschungsprogramm. Zynismus ist der Panzer vor Enttäuschung, in dem gespaltene Personen fahren. Man will nicht mehr warten und legt Erwartungen ab – doch das Einverständnis und Nachgeben zieht Einschränkung nach sich. Der Nicht-Wartende ist schon vom leeren Leben ausgehöhlt. Warten heißt, sich noch in der Differenz seiner Bedürfnisse zu befinden. Auf jemanden oder irgendwas zu warten, heißt, sich zu warten – wie die Amme das Kind oder der Mechaniker das Auto. So können die Wartenden in der Zeit bleiben und sie ist nicht vorbei für das zu Er-Wartende. – Die platonische Liebe erfüllt sich in der Verkörperung des Wartens. Im Gegenzug: das Nicht-Warten spielen: Im Beruf mit vollem Terminplan.

Sich jenseits der Zerstückelung, des Enttäuschungsprozesses zu dünken, heißt, sich aus der Gesellschaft, ihrem kommunikativen Vortrieb heraus zu nehmen. Aber das Mensch, was sich nicht im Produktionsprozess feil bietet und nicht auf das Recht seiner Vernutzung pocht, ist  ein der Produktion Außenstehendes, von seinen Produkten ausgeschlossen: Schutt, Müll, Abfall ohne Weiterverarbeitung.1vgl. Klaus Heinrich Vernunft & Mythos, Stromfeld, Seite 46

 

 

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