128, Nerven sprießen in Duft und Glas

Im Überfluß von Erfahrungsangeboten, von wahrzunehmender Vielheit, wenn zu viele Ereigniskoordinaten eintreffen, scheinen sich die dazuge­hörigen memorierten Zeiten nicht entwickeln zu können – es spriest überall, überall hin – die Erinnerung findet keinen Platz, erhält keine leibliche Substanz. Der eventuell noch selbstständig vorgebrachte Rückzug aus dem Zuviel (aus dem als zu intensiv empfundenen Ereignisangebot) bereitet schließlich die Angst vor, oder ist schon deren Ergebnis, das Gedächtnis zu verlieren, das alles nicht verarbeiten zu können. Darin spricht sich aus, das Gedachtes, Gedächtnis, die Erinnerung an Gedanken eine Bedingung des Denkens ist: Der Rückgriff auf das Netzwerk der Vernetzungen: Erfahrung. Die Verkörperung der wahrgenommenen Objekte in den neuronalen Vernetzungen haften den Objekten als gedachtes, als erinnerbares an. Manchmal ist es sogar der Duft, der immer wieder kehrt, wenn ich Glas klirren höre. Der Duft und das Glas sind vom ersten wahrnehmenden Moment an zusammengeschweißt.
Die Schwierigkeit ist, sich vorzustellen, dass es wahrscheinlich keine Trennung von Information (Reizsignal, Wachstum der Dendriten) und Medium existiert. Das Wachsen der Sprossen ist die Information, d.h., wie sie – wohin – wachsen. Duft und Glas.

 

 

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