100, Farbe

Die Farbe getrennt von ihrem zu beschreibenden Zustand des Erzählens betrachtet, verliert ihren naturalistischen Beigeschmack. Aber ohne Medium – welcher Beschreibung sie auch immer dient – wird sie der Formlosigkeit übergeben. Kann nicht Haut oder Oberfläche der Blume sein ohne deren Blätter. Dem Objekt abgezogen – nackt verbrennt es in meinem Auge – ist sie nicht darstellbar. Die Farbe kann im Berühren nicht hinter sich treten. Sie versinkt in sich hinein: leere Leinwand. Und doch der Wunsch in Farbe zu sprechen, parler peinture. Das edelste Instrument des Malens ist als Instrument nicht darstellbar. Durch empfindsame Behandlung der Form, sie muß zurückgedrängt werden, kann die Farbe wieder aus sich hervor treten. Dieses Hinter-sich-versinken und Aus-sich-hervortreten kennzeichnet die Ambivalenz der Farbe zur Form in der Malerei. Die Fesselung der Farbe aber ist selbst wie die des Feuers an seine Geisel, an das, was es vertilgt. Sie erscheint, weil sie andere auslöscht. Die Verkrampfung der Adlerkrallen im Fassen seiner Beute. Ohne ihre Beute scheint sie sinnlos. Ohne den laufenden Hasen gibt es keinen Hund, der ihn jagt. Die Hand läßt ihren Träger nicht los: sich selbst.
Der ästhetische Grind des atmenden Körpers verpflichtet zu fühlen und verbindet das Lösen Verrohen Töten.

 

 

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