134, fehlende Worte

Wir können nicht reden. Ein Schock. Da ist was unterbrochen. Das Drama findet ohne seine Erzählung – ohne seinen sprachlichen Übersetzer – kein Gehör. Es wühlt im Kopf. Die Sehnsucht findet keine fremde Statt, keine Zungen, nur Schlangen in der Magengrube. Die Sprache macht keinen Laut ohne Zuhörer, ohne Luft kein Ton. Panzerplatten aus Buchstaben quetschen Worte zu Realität, bis ein Stück Lesbarkeit fertig ist. Worte schrauben die Griffe an die Realität.1Ich habe mich hier an einen für mich der mir schönsten Sätze von Wolfgang Herrndorf gehalten: „Ich schlafe mit der Waffe in der Faust, ein sicherer Halt, als habe jemand einen Griff an die Realität geschraubt.“ Wolfgang Herrndorf, in: Arbeit und Struktur, Rowohlt Berlin 2013, Seite 247
Fehlende Worte, Schweigen, Lücken, Lücken nur: verschluckte Schreie.

 

 

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