70, Das kapitale Objekt und das fluchende Subjekt

Die Aussetzung, Zerreißung der Gegenstände, Dinge, Phänomene, Objekte aus dem ihnen ganzheitlich innewohnenden, ja gehörenden Zusammenhang zugunsten ihrer Beschreibbarkeit, ohne sie damit zugleich von ihrem Wirklichkeits­verbund/ Zusammenhang herauszureißen, ist eine illusorische Haltung. Wenn ich etwas beobachte – ein Ereignis, einen Gegenstand (soweit er überhaupt von all seiner Umwelt getrennt betrachtet werden kann) – beobachte ich mein Beobachten mit in das Beobachtete hinein. In der das Objekt herausschneidenden, von sich selbst trennenden Haltung steckt das widersprüchliche aber produktinvasive Verfahren einer analogistischen Methode, wo ein jedes mit allem zur Kopulation angehalten wird, um aus Objektivierung Waren zu destillieren. Da werden die Konturen, Umrisse mutmaßlicher Gegenstände zugunsten einfacher formaler Ordnungen zu verwertbarer Beobachtung verschmiert. Das kapitale System sucht schroff nach analogen Anschlußmöglichkeiten. Die Werbe-Technologie der „rückführbaren Identität“ zeigt, dass ein jedes Objekt, Gefühl, Ereignis mit dem Ziel eines bestimmten Produktes identisch gemacht werden kann. Die Mitteilbarkeit einer Beschreibung mit Hilfe alter, gewohnter Kategorien wird wichtiger als das zu Beschreibende.1Paul Virillio, in: Die Kunst des Schreckens, Merve Verlag 2001, Seite 62: „All diese Interferenzen zwischen Ton, Licht und Bild bringen alles andere als eine >>neue Kunst<< hervor – eine neue Wirklichkeit, wie der Titel des Pariser Salons lautete, der 1950 der geometrischen Abstraktion des Malers Herbin gewidmet war – sondern sie zerstören vielmehr das Wesen der Kunst zugunsten ihrer Kommunikation.“ Die Ausdünnung von Botschaften zugunsten ihrer Verbreitung.2vgl. Klaus Heinrich, in: TERTIUM DATUR, Einführung in die Logik, Dahlemer Vorlesungen Band 1, Seite 152 Die technische Ästhetik des Mediums, in dem die Information geliefert wird, ist wichtiger als die Information, denn sie wird zum Image des Mediums ästhetisiert. Die alte Formel der Kunst, dass sie das Wie mehr als das Was formt, erlangt hier eine verräterische Komplizenschaft. Eine Fortleitung zur Sprachlosigkeit in den wuchernden Formen der Vermittlung ohne noch zu Vermittelndes. D. h.: Was wir noch als Teile, als Gegen­stände erkennen, ist bei jenen Menschen, deren wundheilender Verband aus analogischem Schotter und projiziertem Wahrnehmungsstoff besteht, eine enorme Verschmelzung eingegangen, alle Fliegen sind bereits Spinnennetz, Bücher klebend im Regal an der Wand des Hauses, wo der  Boden unter den Füßen von tausenden Fliegenflügeln getragen wird. Betritt man diesen Boden, öffnet sich dieses Meer aus Fliegenflügeln und öffnet frei einen 10000-Meter-Blick für die darunter liegende Welt.
Das Leben kann nicht als Ganzes gefasst werden – wer will das überblicken – es tritt momenthaft in Ereignissen auf, die erfahren, die erlebt werden können, wie Perlenschnuren. Eine Kette aus falsifizierbaren Teilen: Sie können nicht heraus gelöst werden, denn sie hängen im Ganzen fest, ohne dieses Ganze zu Gesicht zu bekommen. Ein Hangeln von Glied zu Glied.3„Wir leben in einem Leben, in dem unsere Wahrnehmungen vielleicht immer die Wahrnehmung von Teilen sind und unsere Vermutungen über das Ganze ständig durch die spätere Darbietung anderer Teile verifiziert oder widerlegt werden. Vielleicht ist es so, daß Ganzheiten niemals dargeboten werden können, denn das würde direkte Kommunikation bedeuten.“ Gregory Bateson, in: Geist und Natur, Eine notwendige Einheit, stw 691, Suhrkamp Verlag Frankfurt a. Main 1987, Seite 143 Hier verliert die Idee des schicksalsmächtigen Subjekts ihre Substanz, weil die Subjektivierung des Subjekts als differentialer Raum zwischen eigenem sinnlichen Körper und symbolischen Körper es auseinandertreibt.4Vgl. Jacques Rancière, in: Ist Kunst widerständig, Merve Verlag 2008, Seite 66 „Eine Form der Subjektivierung konstituiert sich über eine Vielfalt von sinnlichen Mikro-Ereignissen, die die Angleichung eines sinnlichen Körpers an einen symbolischen Körper unterbrechen.“ Aufgedröselt zu seinen isolierten Erlebnissen verharrt das Subjekt in individualisierten Werbebotschaften. Entscheidungen sind nur von Schritt zu Schritt zu treffen. Das Subjekt kann sich zu seinen phänomenalen Bestandteilen verhalten. Es ist kein Beispiel des Gegenwäritgseins beim Subjekt, weil genau dieses durch permanente Jetzt-Ereignisse ausgelöscht wird. Die Kette läuft über das Rad, das wir nicht kennen. Die Zukunft hat keine Chance. Das löchrige Gedächtnis der Ereignishaftigkeit geht in die Oberfläche der Umstände ein und hört im sekündlichen Blog auf, sichtbar zu sein. Das Unerkannte, das zu Entdeckende ist dem Individuum als sein blindfleckiger Panzer eingebrannt. Das Individuum ist Welt für sich geworden, ein An-sich in ihm selbst, worin es sich funktionalisieren kann. Es erfährt sich als medial verkörpertes, funktionales, als sich selbst instrumentalisiertes Paradies. In der Weise, dass Phänomen auf Phänomen den Platz, Ort, Raum zerdrückt, der ehemals das ausgeweitete wie ausgeweidete Ich war, für das Zeitecho, die Wieder­holung: für die Verweilung. Die äußerlichen Unterbrechungen, die den zum Ich formierenden Körper bestimmen – sein Dissoziationsraum –, die ihn als Subjekt durch dieses Abhängigkeitsverhältnis konstituieren, sind uniform geworden: mit sowenig Differenz ist kein Subjekt mehr zu machen.5Vgl. Jacques Rancière, in: Ist Kunst widerständig, Merve Verlag 2008, Seite 65 Die Anbindung des individuell produzierten Erlebens verbrennt in der Linse des zentralen Serverraums zur universellen Erfahrung für alle Enthobenen zur Cloud. Das Hochladen ist ein Restposten aufschiebenden Handelns, ist ein Verschieben der Phänomene und deren verzweifelte Ablage ohne Zuordnung, das ein Agieren (Leben) nicht zulässt oder vom Überlebenmüssen sanktioniert wird. Das Umherirren in geposteten Ereignissen löscht die Konsistenz der jeweilig einzeln zu erfahrenden Geschichte. Die Empfindsamen kommen zwischen ihren Empfindungen nicht mehr heraus, darunter darin gefangen. Sie sind sich nach Innen entglitten. Sie laufen aus – in sich hinein.
Ist das eine Blindheit, die tröstlich für das Blindsein ist, eine Amnesie der Amnesie, die als stete Paradoxie der Selbstbeobachtung, Selbstreferenz mitgeschliffen wird? Das Vergessen des Vergessens erzeugt eine Gegenwärtigkeit ohne Vergangenheit. Diese Totalität der permanenten Ereignishaftigkeit fungiert wie eine zeitlose Kapsel: Der Kontakt des Ich mit seinem Gestern wird in einer stets korrigierbaren Zeitleiste abgelegt. Klaffende, unendliche Zeitwunde, Zerfriss, Zeitscheide – also durch die Trennung von Zeit in Arbeit (Arbeit als Struktur, als Einschränkung, Rationierung mutmaßlicher Möglichkeiten) und Genuss (als Auflösung der Einschränkungen, Rationierungen) wird eine zwischen den Funktionsbereichen vermittelnde, lebbare Selbstreferenz ausgelöscht – zumindest: aufgespalten. Das Individuum hat keinen Platz für sich, für alles, nur zwischen allem (- zuviele vermeintliche Möglichkeiten). Zwischen gemachter Erfahrung und dem gerade Erfahrenden beginnt sich das strukturell gekoppelte Kontinuum der Anpassung (des Lernens) aufzulösen, wenn die Brücke von Gewußtem und neu zu Wissendem nicht mehr gelingt.
Zwischen Erfahrung und neu zu machender Wahrnehmung dringen nur kurzlebende Ereignisse. Zwischen Erfahrenen und zu Erfahrenden versiegt die Erfahrung, dringt nichts. Der Puls gebärt sich vom Innehalten, nicht von den Intervallen des Lebens und das Gedächtnis erfährt sich im Riss, als Wunde. Die Wiederholung einer Erinnerung, eines Unfalls z. B. wird der einzige Geburtsmoment solchen Gedächtnisses. Einzig wird die Erinnerung an diese Geburt von nun an durch das dauernde Leben aufrechterhalten. Dem Atmen ist nicht  beizukommen. Alles danach – das anhaltende Leben – wird Platzhalter für die sich wiederholende Erinnerung, dass Geburt war. Die letzte Zuflucht des Ich. Seine Gegenwart ist Maske, Matrix für das Erlebte. Man ist die Welt so gewöhnt, dass sie nicht auf-fällt. Sie ist in den sie Beobachtenden so eingefleischt – selbst die glitzernen Werbetafeln sind Netzhaut geworden: Zapfen und Stäbchen direkt zu meinem Produkt. Diese Welt verschwindet, bevor sie fällt, bevor sie sein kann, was der Fall ist.
Das abgestumpfte Subjekt ist in einer Welt angekommen, zurück geschleudert, wo seine Sinne am umworbenen Produkten extrahiert werden. Die überschwemmte und geenterte Retina ist zum Führer des Produktionskörpers geworden. Das Auge ein Trojaner. Zur Individualisierung ist es nicht mehr zu gebrauchen. Die Welt wird mit der Eigentlichkeit käuflicher Bemächtigung zusammengeklebt. Die menschliche Individualisierung, wie ich sie aus der Literatur gelernt hatte, wird am Bankschalter, am Geldautomaten abgebrochen. Häuslich eingerichtet mit Werbemaschinen und Dispokrediten. Wenn das Bewußtsein seinen Körper als Bewegungsmedium des Geistes nicht mehr erkennen kann, so erfährt das körperlose Bewußtsein – das mit Körperlosigkeit entschwerte Subjekt – „sich selbst nur noch als Kadaver oder als leblose Maschine, deren Antriebskräfte von einen mysteriösen Außen kommen.“6Vgl. Foucault, in: Psychologie und Geisteskrankheit, Suhrkamp Verlag, Seite 86 Der Körper tendiert gegen sich selbst zur Objektivität, desto mehr dem Subjekt sein Objekt, dessen Operationalität, dessen Körperhaftigkeit schwindet. Den Namen der Krankheit zu wissen, beruhigt. Je mehr das Bewußtsein die Kontrolle über das ihm (selbst) zu- und eingeschrie­bene körperliche Dasein verliert, desto mehr nimmt dieser Körper die Qualität des Objektiven, des sich Fremdseins an: Alienation. Der durch Werbemaßnahmen gezüchtigte Körper kann jetzt den physisch-psyschischen Formen der Beschreibbarkeit zugeführt werden. Die Sinne, die durch den Verlust des Körpers, der von Anpassungen, Affirmationen (Systemzwängen) entleert wurde, ein „Vernünftiges“ geworden ist, werden über die Einsperrung des Wahnsinns konstruiert.7Vgl. Jacques Rancière, in: Ist Kunst widerständig, Merve Verlag 2008, Seite 72 Der Körper tendiert gegen sich selbst zur Objektivität, desto mehr dem Subjekt sein Objekt, dessen Operationalität, dessen Körperhaftigkeit schwindet. Den Namen der Krankheit zu wissen, beruhigt. Je mehr das Bewußtsein die Kontrolle über das ihm (selbst) zu- und eingeschrie­bene körperliche Dasein verliert, desto mehr nimmt dieser Körper die Qualität des Objektiven, des sich Fremdseins an: Alienation. Der durch Werbemaßnahmen gezüchtigte Körper kann jetzt den physisch-psyschischen Formen der Beschreibbarkeit zugeführt werden. Die Sinne, die durch den Verlust des Körpers, der von Anpassungen, Affirmationen (Systemzwängen) entleert wurde, ein „Vernünftiges“ geworden ist, werden über die Einsperrung des Wahnsinns konstruiert.8Bruno Liebrucks, in: Drei Revolutionen der Denkart, Vortragsniederschrift, Steiner Verlag 1977, Seite 21 Dies Außen des Wahrnehmbaren, das nach Innen des Subjekts dringt, rationalisiert jedes Regen. Die eigene Objektivation, Verstandeshandlung  untergräbt das Gerüst der menschlicher Sprache als Botschafter zwischen den Zeiten, untergräbt die „gegenwärtige Vergangenheit des Vergangenen“9Bruno Liebrucks, in: Drei Revolutionen der Denkart, Vortragsniederschrift, Steiner Verlag 1977, Seite 21 und die Gewissheit des geschichtlichen Raumes in Sprachverhandlungen geht verloren. „Wenn der Mensch dem, was in seine Sprache eingeht, fremd bleibt, wenn er an dem, was seine Tätigkeit hervorbringt, keine lebendige menschliche Bedeutung mehr erkennen kann, wenn die ökonomischen und sozialen Bestimmungen ihm Zwang antun, ohne daß er in dieser Welt sein Vaterland [seinen Ort] erkennen kann – dann lebt er in einer Kultur, die eine pathologische Form wie die Schizophrenie möglich macht […].“10Foucault, Psychologie und Geisteskrankheit, Suhrkamp Verlag, Seite 128, “Fremd in einer realen Welt, ist er auf eine >>private<< Welt angewiesen [die Verflüchtigung in die ästhetische Form, das „künstlerische Schaffen“], die durch keinerlei Objektivität mehr gewährleistet werden kann; dem Zwang dieser realen Welt dennoch unterworfen, erlebt er das Universum, in das er flüchtet, als ein Schicksal. Die gegenwärtige Welt macht die Schizophrenie möglich, nicht weil sie durch ihre Ereignisse unmenschlich und abstrakt wäre, sondern weil unsere Kultur diese Welt auf eine solche Weise liest, daß der Mensch selbst sich nicht mehr in ihr erkennen kann. Einzig und allein der reale Konflikt der Existenzbedingungen kann als Strukturmodell für die Paradoxe der schizophrenen Welt dienen.“ Einfügung von mir In der gewaltigen und gewalttätigen Unmittelbarkeit der Vernunft zeigt sich deren Abstraktheit. Oder: „Die Unmittelbarkeit der Vernunft ist ihre Abstraktheit.“11Bruno Liebrucks, in: Drei Revolutionen der Denkart, Vortragniederschrift, Steiner Verlag 1977, Seite 21 „Die Welt als Inbegriff von Objekten dagegen ist nicht sprachlich.“12Bruno Liebrucks, in: Drei Revolutionen der Denkart, Vortragniederschrift, Steiner Verlag 1977, Seite 22 Alles Beschriebene wächst dem beschreibenden Ich an. Der Körper ist eine mediale Wolke, ein Standort, wo er sich als Abbildung niederlegt: An dem das Ich die Konsole bedient, wenn es online ist. Nicht der Körper ist das Organ seiner Verfassung, sondern dessen medialen Verkörperungen haben ihn aus sich heraus gedrängt. Arme Beine. Hinterhergeschleppt.

Der tägliche Ausstoß von neu zu entdeckender Beobachtbarkeit und das Verschwinden von sozial verbindlicher Umwelt sprengen das Entwicklungsgerüst von Selbstreferenz: Da entspinnt sich wenig von den Beweggründen sinnlicher Gewissheit hinauf zum (Hegelianischen) Selbstbewusstsein. Es hinkt stets hinterher. Dieses Hinterherhinken beschreibt, dass man nicht Realität schlechthin beobachtet, sondern dass das Beobachten eine Realität erzeugt, die als beobachtete Beobachtung real wird. Ich konstruiere also nicht nur meine beobachtete Realität, sondern auch mein Beobachtungsverhalten.
Die sprachlichen Einschreibungen des Subjekts im Dickicht redundanter Erfahrungsgrammatik verlieren ihren zeichnenden Körper, der sie hervorbringen muss. Der Sprachraum ist kleiner als der Welt-Raum. Die sprachliche Struktur zwingt zur selektiven Wahrnehmung (zur Einschränkung der Möglichkeiten) bzw. zur Vergröberung. Unverständlichkeit ist ein Normalfall der Kommunikation. Sie stellt eine Kommunikationsreserve dar. Sich nicht beirren zu lassen, am Irrtum festzuhalten, um gewohnte Konse­quenzen zum Handeln aufrechtzuerhalten, markiert das Areal nicht nur des kommunikativen Unvermögens (das z. B. einer selektiven Beschränkung folgt) oder eine Enteignung des Sprach-Bewußtseins, sondern markiert noch als Krankheit hier überschäumendes Produktives, eine Chance. Der kalkulierte Wahnsinn als ästhetisch provozierte Unsprachlichkeit ist ein Mittel zur Produktivität. Dieses Verhalten löscht in diesem Sinne den blinden Fleck der Beobachtung zugunsten weitestgehender Unmittelbarkeit aus. Unmittelbarkeit ist eine Reserve, ein zeitlicher Vorsprung gegen die Zeit beanspruchenden Kriterien informationeller Selektion.
Die ausufernde Zunahme des Operationsgebietes der Wahrnehmung durch die Vergrößerung der glitzenden Oberflächen verlangt der Wahrnehmung eine Steigerung der Empfindsamkeit ab. Oder die Steigerung zur (sprachlosen) Lebhaftigkeit eben gegen die einströmenden Phänomene zerstört den Zugang des Erlebens zur sprachlichen Beschreibarkeit.
Was heißt das?
Lasse es mich anders formulieren:
Der kommunikable Anschluß zu beschriebenen Formen sprachgebunder Erfahrung – an die Gegenstände, Dinge – verkümmert, wenn die Anbindung an meinen Sprachraum verloren geht. Das Bezeichnete (Signifikat) würde vom Bezeichnenden (Signifikanten) aufgefressen.13„Für mich verweisen Signifikanten auf ein Signifikat, das nicht in ihnen aufgeht.“, Carl Hegemann, in: Plädoyer für die unglückliche Liebe, Hrsg. Sandra Umanthum, Theater der Zeit, 2010, Seite 278 Nicht nur, weil die Differenz von Beschreibungsform (Worte, Bilder) und Gegenstand der Beschreibung – der aus Fleisch und Blut und Handlungen besteht14Vgl. Gregory Bateson, in: Geist und Natur, Suhrkamp Verlag, Seite 37 – nie vollständig aufgehoben werden kann, sondern auch, weil die Aussprechbarkeit  dieser Differenz ohne Referenz nicht möglich ist. Ohne Verbindung des beschriebenen Ereignisses zu meinem Sprachraum bin ich dem Blumenduft ohne Referenzierung ausgeliefert, denn ich kann keine Unterschiede sprachlich fixieren.15Vgl. Gregory Bateson, in: Geist und Natur, Suhrkamp Verlag, Seite 37 und 39: „Aber Wahrnehmung arbeitet nur mit Unterschieden. Jede Informationsaufnahme ist notwendig die Aufnahme einer Nachricht von einem Unterschied, und alle Wahrnehmung von Unterschieden ist durch Schwellen begrenzt. Unterschiede, die zu klein oder zu langsam dargestellt sind, können nicht wahrgenommen werden. Sie sind keine Nahrung für die Wahrnehmung.“ Die unsprachliche Annäherung „an den Gegenstand“ ohne die Arbeit an der Differenz gerät zur symbiotischen Wucherung.16Die Missbildungen dieses Sumpfes des sinnlich Ungewissen sind als esoterische Form des Geschmacks zu entdecken. und schlägt in symbolische Verallgemeinerung um. Schmetterlingswiedergeburten. Solche Besessenheit an Reduktion ohne Differenzierungsarbeit verhindert die potentiell entschlussfähigen sprachlichen Kontextualisierungen. Selbstreferenz – das Gewahrsein des Moments des Beobachtens des Beobachteten – ermöglicht die Überwindung der Unbeschreibbarkeit, die sich in der Beobachtung 1. Ordnung (aufs Objekt gerichtet) verfängt. Anders gesagt: Autopoetisch zu agieren, heißt, die Kontextualisierung des un-kultivierten Ich mit allem Anderem voranzutreiben. Außer-sich-Sein, weg vom Subjekt zu sein, hieße: nahe am entkörperten aber kultivierten – selbstreferentiellen – Ich.

 

 

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