114, sehen ist gesehen werden, suchen ist gefunden werden

Das-sich-nach-außen-Wenden z.B. in der Kleidung, im Habitus und in Tatoos, Frisuren, Piercings  weißt auf die Externalisierung der Person, die Ableitung ihrer mit sich vereinbarten Merkmale hin. Absonde­rung stellvertretend für Individualisierung aufgefasst, zum Schein. Positiv: Über den Umweg der optischen Absonderung wird individuelle Entsorgung von Inventar betrieben – gleichwohl möchte man zur Normalität inbegriffen sein: Man opponiert der ausgemachten Normalität, um sie nach eigenem Gustus zu veränderen. Es wird um Akzeptanz – „wir sind auch ganz normale Menschen“ – bei der Menschengruppe geworben, gegen die man sich unterscheiden will. Sie möchten als erkannte Subjekte in die Gemeinschaft eintreten, sich zur Welt wenden. Gesehen-werden ist ein Rest einer Erfahrung von In-der-Welt-sein (esse percipi), Lebendigkeit. Das optische Hämmern (Gesehen-werden-wollen) soll wahrgenommen werden, es stiftet gegen die erfahrene Nichtigkeit des Ichs an. Bevor der Pank Mode wurde, repräsentierte er die Demonstration des Nicht-dazu-Gehörens ebenso wie die Opposition gegen diesen Zustand. Man strebte kreativ danach, seiner gesellschaftlichen Nichtigkeit nicht zu entsprechen. Dem der Täuschung zugänglichste Sinn (Auge) hofiert das mangelnde Ich; sprachliche Auseinandersetzung scheint schwierig, unerwünscht. Du sollst staunen, aber nicht quatschen. Der Zauberer hat sich selbst verzaubert, bannte seine Sinne. Die eigene zerpiercste Gestalt ist zur Oberfläche für die Augen der Anderen geworden. Das Ich hat sich in der Tinte versteckt.

 

 

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