164, Gedanken Gedenken

„Es sind … nicht die Menschen als solche, die denken, oder isolierte Individuen, die das Denken besorgen, sondern Menschen in bestimmten Gruppen, die einen spezifischen Denkstil in einer endlosen Reihe von Reaktionen auf gewisse typische, für ihre gemeinsame Position charakteristische Situationen entwickelt haben. Streng genommen ist es in der Tat ungenau, wenn man sagt, daß das einzelne Individuum denkt. Korrekter wäre der Hinweis, daß es bloß daran teilnimmt, das weiterzudenken, was andere Menschen vor ihm gedacht haben. Es findet sich in einer ererbten Situation mit Denkmodellen, die dieser Situation angemessen sind, und es versucht, die ererbten Reaktionsweisen weiter auszuarbeiten oder andere an ihre Stelle zu rücken, um mit den neuen Anforderungen, die sich aus den Veränderungen und Wandlungen der Situation ergeben, auf eine adäquate Weise fertig zu werden. Jedes Individuum ist daher durch die Tatsache, daß es in der Gesellschaft aufwächst, in einem zwiefachen Sinne prädeterminiert: es findet eine fertige Situation vor und in dieser Situation findet es vorgeformte Denk- und Verhaltensmodelle vor.“ 1Karl Mannheim, in: Ideologie und Utopie, Vittorio Klostermann Frankfurt am Main, Seite 4 So werden über Generationen Denkmodelle und das Verhalten zu ihnen mitgeschliffen, weiter gereicht. Als Katalysatoren spornen Gedanken- wie Denkmodelle das darauf bezogene Denken an – so sind das Denken und die Gedanken permanent in Ausbildung (für die neue Generation).

 

 

 

Kategorisiert in: