16, Kunst zwischen Subjekt Objekt

„Was anderes ist die Kunst als das Anerkennen unserer eigenen Verzweiflung?“ 1Juan José López-Ibor Jr. in: Angst, Streß und Kreativität in: Das Phänomen Angst, Pathologie, Genese und Therapie, Hrsg. Hermann Lang und Hermann Faller, stw 1148, Seite 92
Kunstwerke als formal funktionierende Verzweiflungstaten!? Das Existentielle unseres Zweifels in der Kunst ist Ausdruck der erkenntnistheoretisch geschulten Spaltung des Beobachtens der Beobachterposition gegenüber, die dem Objekt der Beobachtung und dem Subjekt der Beobachtung zugleich Herr zu werden trachtet. Ich fühle etwas, bilde mir Vorgänge ein und ab und bin auf physisch wahrnehmbares Material, auf Objekte, auf meinen Körper angewiesen. Durch das künstlerisch bedingte Verfahren, Wirklichkeit zu erzeugen – in Überwindung der Spaltung von Objekt und Subjekt – ist man selbst dem methodischen Zwang ausgesetzt, seine Gedanken, Ideen und Verhältnisse als Objekt zu materialisieren. Ich als Künstler bin mein Objekt, das spricht. Der Preis von Erkenntnis (die Erfahrung, Erfahrung aufzugeben), ist ein psychodelischer Beitrag: Ich begebe mich zugunsten des herzustellenden Artefakts, der zu gewinnenden Erkenntnis, als dem Zusammenführen von Gedanke und Körper, in den Spaltungsprozess von Erfahrung hinein, um in ausdrucksmäßiger oder formal darzustellender Weise ihn im Kunstwerk zu überwinden. Ich als Künstler bin Teilnehmer wie Beobachter meines Problems, meines Interesses, das in der Differenzierung von Formen, Dingen, Erfahrungen aufgelöst wird. Ich bin das Objekt, das als Subjekt darüber sprechen, malen, meißeln kann. Alles in meinem Körper ist Objekt wie Subjekt, ist Form – ist als formbare Gestaltung zu ergreifen und zu zeigen. Das künstlerische Pendeln zwischen Subjekt und Objekt erzeugt einen sozialen Raum.

2Foto: Hans Georg Köhler

Die Kunst vermag die Tomate aus ihrem nur pragmatischen Zusammenhang herausreißen: Die Kunst kann dem glänzenden Zinnober ihrer Oberfläche eine über das Nahrungsmittel hinausweisende Bedeutung verschaffen. Dafür lasse ich sie aus meiner Hand wachsen: malend auf der Leinwand.