131, V-Ego – Verfremdungseffekt: Narziss im Spiegel

Das Ich als Verfremdungseffekt, als sein V-Effekt. Das Ich begriffen als sein eigenes Verfrem­dungsobjekt. Als sein narzisstisches Gegenbild – im Faschingskostüm. Stets im Kostüm; Entzweiung durch die Maskerade permanent und die Welt nur als Publikum. Im Zwang, sich von sich zu entfremden (über die Eigenliebe zur Weltvernichtung) macht die inszenierte Ich-Rolle sich die Welt Untertan. Alles soll mir zum besten dienen. (Brecht, Fatzer) Wehe, es schaut niemand zu. Von der Aufführung zum Führungsanspruch ist es nur ein Blick. Der psychische Auswurf ist das Ergebnis erzwungener Entfremdung – ich will nicht mit meinem Schmerz zusammen sein! Der erste Zuschauer von Narziß war er selbst. Was für ein fantastischer Furor, in allem sich zu erkennen und nicht hinaus zu kommen. Der narzistische V-Effekt ist ein Doppeltes, ein das Ich teilendes Ver-sprechen. Leben als stete Aktion, um auf der Bühne des eigenen Lebens das Kostüm zu flicken.

Jeder Zeit bereit,
das mit Welt
Autos Gerüchen
erstickte Leben
umzustoßen. Den Verzicht
auf die Narben
des Lebens zu üben:
Kein Woher
nur Wohin.
Überall ist zu lesen: Leugne deine Schwäche, steh dafür nicht ein!
Steh einfach auf, so ist okay!
Ausweichen bedeutet,
nicht erkannt zu werden.
Alles Qual.
Die Furchtlosen
stehen einer leeren
Welt gegenüber.
Da ist nichts, was
Angst machen könnte,
nichts Störendes mehr, kein
Schrecken.
Nur: Das Spiegelbild.

 

 

 

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