96, Das Heute zurück treiben

Sowenig die Gegenwart unabänderlich ein Resultat von Ursachen mimen kann, ein Abgeschnittenes, ein vertrockneter Kadaver, sowenig ist die (biografische) Vergangenheit starr und bloß Gräberstaub. Je nach psychisch-physischem Zustand des Betrachtenden, wird die Betrachtung umgewälzt, das Fernrohr umgedreht.
In der Überwindung der Trennung von Wirklichkeit in Vergangenheit und Gegenwart – merkwürdig nennen wir es „Erfahrung der Wirklichkeit [machen]“ – sucht die heilende Behandlung, das heilende Begreifen die Stelle des Weges, bevor dieser sich teilte, bevor das Jetzt das Gestern erleidet. Gegen die Bewahrung1Diese Bewahrung des Selbst fällt gesellschaftlich in Belohnung aus. In der Zementation des Nur-Bewahrten wird eine niedrige ontologische Sicherheit entwickelt (-Ästhetizismus). Es werden Erfahrungen vollzogen, die keine über sie hinausgehenden (ableitenden) Ent-sprechungen (Be-deutungen) produzieren. Das menschliche Dasein redundiert in seiner animalischen Erhaltung. Wiederholen ohne Durcharbeiten. der Zeit, gegen die Verkapselung (die sogenannte Normalität) muß das Ich sich be-währen. Die Metamorphosen eigener Bewegungen, Entwicklungen gilt es, in die Geschichte zurück zu treiben und hinter der Quelle die Wolke den Tropfen suchen! Den Keil von der Spitze an heraus treiben!

 

 

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